Mitbetroffenheit ist „normal“!

Wenn ich als Angehöriger weiter zu einem suchtkranken Menschen stehe habe ich keinen „an der Klatsche“ oder bin im kritisch zu bewertenden Co-Abhängigkeitsbegriff mitverantwortlich für die fortdauernde Suchterkrankung, so die Aussage von Dr. Gallus Bischof, dem Referent unserer diesjährigen Fachtagung. „Im Gegenteil es ist völlig „normal“, dass ich mitfühle und alles versuche um zu helfen.“

„Angehörige von Suchtkranken - Hilflose Helfer oder Verbündete für den Ausweg“, war das Thema der Tagung mit über 50 Teilnehmer*innen im neuen Vortragsraum der AWO Fachklinik in Legau. Vertreter aus der ambulanten und stationären Suchtkrankenhilfe trafen sich zu einem lebendigen und fachlichen Austausch.

„Mitbetroffene können im hohen Maß zum Erfolg einer Suchttherapie beitragen.“ So die Forschungsergebnisse von Dr. Bischof. „Sie brauchen klare Ansprechpartner und barrierefreie Zugänge um sich selbst zu entlasten und Stärkung zu erfahren. Angehörige von Suchtkranken sind nicht verantwortlich für den Konsum des Suchtbetroffenen gleichzeitig ist ihre Mithilfe oft hilfreich für eine Systemveränderung. Dabei sind schlaue Ratschläge von außen oft nicht der richtige Weg.“

„Die Enttabuisierung der Sucht, jede Stärkung des Selbstwertes, Hilfe zur besseren Kommunikation und das individuellen Betrachten der Beziehungen ist immer der Schlüssel aus der Isolation von Suchtkranken und deren Angehörigen.“ betonte auch der therapeutische Leiter Herr Thomas Richter in seiner Einführung.

Bei einer Podiumsdiskussion kam auch die Mutter und Ehefrau eines suchtkranken, mittlerweile trockenen Alkoholikers und ihres drogensüchtigen Sohnes zu Wort. Sie betonte die Notwendigkeit von Anfang an mit in die ambulante und stationäre Suchthilfe mit einbezogen zu werden und ihre wertvolle Begleitung durch die ambulante Suchthilfe Memmingen.

Die Vorstellung der Konzepte zur Angehörigenarbeit aus Sicht der ambulanten und stationären Suchthilfe durch Frau Marianne Briegel (AWO PSB Mindelheim) und Herrn Richter (AWO Fachklinik Legau) bestätigen den Erfolg und die Notwendigkeit der Angehörigenarbeit, vor, während, nach oder auch ohne Entwöhnungsbehandlung des/der Suchtbetroffenen.

Die Veranstaltung endete mit einer Hausführung durch die Fachklinik Legau. Dabei war die Besichtigung des Neubaus, der einen Einzelzimmerstatus für alle Patientinnen ermöglicht von besonderem Interesse.